Seifenzusätze, ein kleines 1x1

 Wer Seife selbst siedet weiß, dass man so Manches in seiner Seife versenken kann. Sei es um einen zusätzlichen Effekt zu erzielen, oder einfach als Deko, oder wie man auf Englisch sagt aus „label appeal“ (etwas, was den „Kunden“ anzieht, da es auf dem Etikett gut wirkt).

Doch was sind eigentlich Seifenzusätze? Ich dachte mir ich schreibe hierzu ein bisschen ausführlicher, damit auch Siedeanfänger etwas davon haben und hierauf zurückgreifen können.

Ein Seifenzusatz ist generell alles, was man dem Seifenleim, den Ölen oder der Lauge zugibt, das man NICHT braucht um Seife herzustellen. Also eigentlich alles, was nicht Öl/Fett, NaOH oder Wasser ist.      Jedoch sieht man oft Duft oder Farbe nicht direkt als Zusatz. Ich will sie der Vollständigkeit halber jedoch gerne hinzusetzen.

Ich liste mal in groben Kategorien auf, was Zusätze sein können:

- Peeling, mechanische Reibekörper machen die Haut glatt und sanft und können groben Schmutz entfernen

-Ein Ersatz für Wasser in der Laugenflüssigkeit kann besondere Qualitäten und Wirkung in die Seife bringen

- Milchprodukte (pflanzlich oder tierisch) machen die Seife cremig und sanft

- zuckrige Zusätze verleihen üppigen Schaum

- Säuren wirken bei hartem Wasser der Kalkseife entgegen

- Salze machen die Seife härter und können einen Peelingeffekt haben

- Färbende Zusätze können entweder eine einheitliche Farbe geben oder man kann kunstvolle Designs zaubern

- Duftgebende Zusätze machen die Seife auch für die Nase attraktif

-Tonerden geben der Seife eine schöne gleitende Haptik und können die Reinigung durch ihre schmutzbindende Wirkung unterstützen

- Andere Lebensmittel können aus experimentierfreude und für weitere Eigenschaften der Seife beigefügt werden

- Harze geben der Seife Geruch und laut vielen auch wunderbare Eigenschaften

- Pflanzen kann man in vielen Formen beifügen, etwa als Pulver, als Sud, trocken klein gehäckselt oder frisch pürriert

- Fasern, Haare, Horn geben eine seidige Haptik und können ein Andenken an ein geliebtes Tier sein oder nur zum Spaß beigefügt werden

- Wachse geben Festigkeit, müssen aber mäßig dosiert werden, da die Seife sonst sehr wachsig und unangenehm wird

- Widersprüchliches / Kann man, muss man aber nicht. Natürlich ist jedem frei überlassen, was er/sie der Seife zufügt, doch manchmal fragt man sich schon wie viel es bringt. Der Kreativität schadet es aber nicht auch mal Ungewöhnliches zu Verseifen. Nach der 100. Seife muss man ja auch noch motiviert bleiben ;)

Das sind jetzt schon eine ganze Menge Zusätze, die ich erweitern werde. Ich werde versuchen so viele Zusätze in den jeweiligen Kategorien aufzulisten, wie möglich. Wenn dir noch Weitere einfallen, lass es mich wissen und ich werde sie beifügen.

Peeling

Hierzu gehören alle kleinen Reibeteilchen oder auch größere Teile, die einen mechanischen Reibeeffekt haben. Hierzu zählen: Sand, Kaffeesatz, Bimssteinmehl, gemahlene Nussschalen und -kerne (Aprikose, Olive, Rosenkerne, Bambusperlen, etc), Luffa in Scheiben oder kleingehäckselt, Salz, gemahlene Haferflocken, Vogelsand, letztens in einer Gruppe wurden sogar kleingemahlene Eierschalen benutzt. 

Ersatz für Wasser in der Laugenflüssigkeit

Hier gibt es sehr sehr viele Möglichkeiten, wenn man bedenkt aus was alles man z.B. einen Tee machen kann: Aloe Vera Gel, Sole, Kräutertee oder andere Sude, Säfte, Milch (pflanzlich oder tierisch, Achtung hitzt auf), Wein, Bier, (Alkohole müssen abgekocht werden, die Zucker in Bier und Wein hitzen auf), Essig (siehe Säuren), pürrierte Früchte und Gemüse, Meerwasser, Hydrolate.

Milchprodukte

Außer Milch kann man auch Sahne oder Joghurt in Seife verarbeiten. Joghurt z.B. ist sehr beliebt beim Heißverseifungsprozess um der Seife nach der kompletten Verseifung eine gewisse Fließfähigkeit zurückzugeben, damit sie geschmeidiger und glatter in der Form landet. Milchprodukte hitzen Seifen im Kaltverseifungsverfahren sehr auf und müssen besser kühl gestellt werden.

Zuckrige Zusätze

Zucker gibt Seifen schönen Schaumen, auch soll unter manchen Umständen etwas Zucker den Seifenleim fliesfähiger halten. Zusetzen kann man ihn als puren Zucker, Puderzucker, Honig (ein beliebter Klassiker) aber auch Agavensirup, Ahornsirup und co können verwendet werden. Auch der Zucker in Bier, Obst und ähnlichem trägt zu üppigerem Schaum bei. Sorbitol und ähnliche isolierte Zucker sollen wohl auch funktionieren, teilweise sogar ohne die aufheizende Wirkung, die Zucker (in fast allen Formen) normalerweise hat. Also Achtung bei zuckrigen Seifen, lieber kühl stellen oder in Einzelförmchen gießen.

Säuren

Unter Säuren kann man einiges verstehen, wie schon bei den Flüssigkeiten erwähnt, kann man Essig zugeben. Aber auch Zitronensäure oder etwa Zitronensaft finden den Weg in die Seife. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass man diese Säuren nicht einfachso zu der Seife zugeben kann, ohne vorher ein bisschen zu rechnen, und gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Säuren sind sauer und Lauge ist alkalisch, hierbei kommt es zu einer chemischen Reaktion, Säure und Lauge reagieren miteinander und ein gewisser Teil der aktiven Lauge wird verwandelt. (Ein Chemiker könnte dies bestimmt besser erklären als ein Laie, aber ich gebe mein Bestes es simpel und so korrekt wie möglich zu halten.) Jeder der Seife macht, weiß jedoch, dass man eine bestimmte Menge Lauge braucht um eine gewisse Menge Öle zu verseifen. Wenn wir also Säure zusetzen, sind wir uns (ohne Rechnungen) nicht sicher, wie viel Lauge tatsächlich aktiv vorhanden ist. Somit gehen wir das Risiko ein, eine größere Menge Öle unverseift in der Seife zu belassen, was zu einer sehr matschigen Seife führen kann. Die genauen Rechnungen findet man jedoch im Netz und einige Seifenrechner sind auch mit einem Zitronensäurerechner ausgestattet, was das Ganze sehr vereinfacht.

Salze

Zu den Salzen gehört nicht nur das einfache Speisesalz (NaCl) sondern auch das Natrium Laktat, das Salz der Milchsäure. Was diese beiden Salze bewirken ist Härte in der Seife. Dies bedeutet, ich kann bei einem gewissen Zusatz von Salz oder Natrium Laktat meine Seife schneller aus der Form holen. Es heist NICHT, dass meine Seife danach länger hält. Es geht wirklich nur um die Schnelle des Hartwerdens. Jedoch kann man Salz in viel größeren Mengen einsetzen als man es z.B. mit Natrium Laktat machen würde. So gibt es Soleseifen (wie schon bei den Flüssigkeiten erwähnt) und Salzseifen. Bei der Soleseife nutzt man eine gesättigte Sole als Laugenflüssigkeit. Bei einer Salzseife wird das Salz in den Seifenleim gerührt. Hier kann man die Menge sehr großzügig berechnen, so z.B. selbst bis zu 200% der Gesamtfettmenge. Dann hat man jedoch so schnell eine feste Seife, dass man sie nach einigen wenigen Stunden schon schneiden muss, oder besser, man gibt sie in Einzelformen. Auch schluckt Salz Farben sehr gerne, man muss also kräftig in den Farbentopf langen, wenn man ein kräftiges Endresultat haben möchte. Auch der Schaum wird von Seife geschluckt, so sollte man beim Erstellen seines Rezeptes die Menge an Schaumfetten gerne viel höher ansetzen als normalerweise. Um der entfettenden Wirkung eines hohen Schaumfettes entgegen zu wirken, kann man dann noch die Überfettung/Unterlaugung erhöhen.

Färbende Zusätze

Hier ist die Liste echt ellenlang, naja versuchen wir mal so viel, wie möglich aufzulisten: Oxide, Micas (mineralische Schimmerpigmente), Pigmente, Tonerden, Säfte, Pflanzen (Kräuter, Wurzeln, Pulver wie Spirulina, Indigo, Henna und co), färbende Parfümöle, Gewürze, Tee, Wein, Bier, püriertes Obst und Gemüse (etwa Möhren), flüssige Farben, die gewählten Öle sind natürlich auch farbgebend, Sude, jeder Zusatz bringt eine gewisse Farbe mit und wird auch oft durch die Lauge noch anders. Somit könnte man fast jeden Zusatz auch als färbenden Zusatz angeben.

Duftgebende Zusätze

Auch hier gibt es viele Zusätze, die einen Eigengeruch mitbringen, so etwa riecht eine Seife mit Milch am Anfang oft nach Ammoniak, doch die gängigen duftenden Zusätze sind ätherische Öle und Parfümöle. Auch Gewürze können einen leichten Duft in die Seife bringen. Selbst manche Backaromen wurden schon (mehr oder weniger erfolgreich) verseift.

Tonerden

Tonerden sind ein sehr beliebter Zusatz, sie geben der Seife tolle Qualitäten und können auch färben. Hierzu zählen Kaolin, Ghassoul, Illite, Bentonite, etc und natürlich mit Pigmenten oder Oxiden gefärbte Tonerden. Tonerden sollen die Seifen schön geschmeidig machen und können durch ihre reinigende Wirkung die Wirkung der Seife unterstützen. So sind Tonerden etwa super für Haar- oder Gesichtsseifen.

Andere Lebensmittel

Ich habe ja jetzt schon ettliche Lebensmittel aufgezählt aber einige kann man noch hier hinzufügen: Schokolade, Ei, Haferflocken, Speisestärke, Kakaopulver.

Harze

Harze kann man in Öl auflösen und dieses Öl dann normal in seinem Rezept einsetzen. Harze hitzen Seife jedoch sehr stark auf und lassen sie ultraschnell andicken. Hier heißt es schnell und sicher arbeiten. Als Harze kann man Weihrauch und andere Räucherharze nehmen aber auch selbstgesammeltes Fichtenharz aus dem heimischen Wald. Nicht direkt ein Harz aber ähnlich ist Kiefernteer. Dies soll sehr gut für die Haut sein, aber etwas schwieriger zu bekommen und zu verarbeiten.

Pflanzen

Pflanzen kann man in vielen verschiedenen Formen in der Seife unterbringen: pürrierte frische Kräuter, ein Pflanzensud, getrocknete Kräuter, Pflanzenpulver, getrocknete Blüten, ein Pflanzenmazerat, als Deko obendrauf, Seetang kann auch in die Seife finden, kleingehäckselte Nadeln von Nadelbäumen habe ich auch schon in Seifen gesehen. Wenn man sich die vorherigen Kategorien anschaut findet man viele Verwendungen der Pflanzen wieder.

Fasern, Haare, Horn

Lauge hat eine ganz gefährliche, aber in diesem Fall praktische Eigenschaft. Sie ist ätzend, das heißt, sie löst Dinge auf. In diesem Fall etwa Haare, Seide, Federn und co. Was bringt das fragt man sich? Es kann ein Andenken an den geliebten Hund, den Papagei der Tante oder (wer es wagt) an einen geleibten Mitmenschen sein. Auch gibt es der Seife (durch das übrigbleibende Keratin, wie gesagt ich bin kein Chemiker und hoffe, dies richtig verstanden zu haben) eine sehr seidige Haptik. Diese Zusätze werden dem Wasser vor Zugabe der Lauge zugegeben, dann wird das NaOH dem Wasser mit Zusatz langsam beigerührt und das verwendete Material nach und nach aufgelöst. Achtung, dies riecht nicht unbedingt appetittlich. Auch sollte man seine Lauge hier unbedingt sieben, um sicherzugehen, dass alle nicht aufgelösten Teile (Lauge, wie Faser) nicht in den Seifenleim geraten. (Generell ist es besser die Lauge immer zu sieben, das ist jedoch ein anderes Thema). Ob man nun etwas in Lauge auflösen oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Ich kann jedoch verstehen, wenn nicht jeder dies angebracht findet. Eine tolle Erfahrung und ein Augenöffner, wie ätzend und somit gefährlich Lauge ist, ist es auf jeden Fall.

Wachse

Wachse werden im Seifenrechner mitverrechnet und zählen zu der Gesamtfettmenge, doch eigentlich werden sie nicht so recht verseift. Wer sich schon mal die Verseifungszahlen von Wachsen angeschaut hat, weiß, dass diese oft um die 0,0 liegen. Die Verseifungszahl ist somit fast zu ignorieren. Man gibt es einfach in den Rechner mit ein, aber so einen großen Unterschied wird es in der finalen NaOH-Menge nicht ausmachen. Auch benutz man oft von festen Wachsen nur bis zu 3%, da sie etwas schwieriger zu verarbeiten sind (hoher Schmelzpunkt und somit höhere Siedetemperatur, was zu einem schnelleren Andicken führen kann) und eine zu hohe Wachsmenge eine ungeschmeidige, stoppende Seife produziert. Jojobaöl ist ein flüssiges Wachs und wird z.B. in der Heißverseifung gerne als Überfettungsöl benutzt. Außer Jojoba und Bienenwachs kann man zum Beispiel auch Rosen- oder Carnaubawachs in die Seife geben. Auch Lanolin zählt zu den Wachsen, wird aber nach meinem Wissen auch zu höheren Prozenten verwendet (bis zu 10%).

Widersprüchliches / Kann man, muss man aber nicht

Auch hier gibt es eine lange Liste, von Dingen, die schon verseift wurden und Dingen, die man theoretisch verseifen kann. Ob man das jedoch möchte ist was anderes (und jedem selbst überlassen, frei nach dem Motto Jugend forscht). Es gibt Widersprüchliches, das man verseifen kann und keine Probleme gibt (so etwa hab ich mal von Ballistol gelesen und Menstruationsblut), jedoch gibt es auch Dinge, die einfach nur zu einem Unfall führen, so etwa das Verseifen eines normalen Parfüms, was alkoholbasiert ist. Dies führt durch den Alkohol zu einem ziemlich direkten Erstarren der Seife. Der Duft soll laut Berichten jedoch trotzdem nicht überleben, man hat also gute Öle versemmelt. Naja, wie gesagt, es soll jedem selbst überlassen sein. Wenn jemand gelesen hat, dass (und Achtung ich erfinde jetzt etwas, bitte nicht böse sein) Eselurin oder Stiersperma die Haare wachsen lassen sollen, dann könnte man dies rein theoretisch auch verseifen. Grenzen sind da keine gesetzt, außer die, die man für sich selbst hat. Man sollte halt immer nur darauf achten, ob das Resultat etwas wird oder ob man seine Zutaten verschwendet, indem man ein unbrauchbares Produkt erzeugt.


Und das schließt diese kleine Zusammenfassung ab. Man könnte zu jeder einzelnen Kategorie noch einen ganzen Artikel verfassen, aber das sprengt jetzt etwas den Ramen. Ich hoffe trotzdem, dass diese Aufführung für den einen oder anderen hilfreich und lehrreich wahr. Mir hat es Spaß gemacht meine grauen Zellen anzustrengen und eine kleine Übersicht zu erschaffen.


Vielen Dank fürs Lesen, falls ihr es bis hierher geschafft habt!

Inès


 



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